5.2.3 Pfortadersystem ( Wundernetz )
Wie wir gesehen haben, fließt das Blut nur einmal durch ein
Kapillargebiet. Denn vom Kapillargebiet aus wird der Sauerstoff an die
Zellen abgegeben, dann muss es wieder zum Herzen zurückfließen, damit es
in der Lunge erneut Sauerstoff aufnehmen kann.
Beim Pfortadersystem, das auch als Wundernetz bezeichnet wird,
fließt das Blut jedoch wunderbarerweise durch ein zweites
Kapillargebiet (s. Atlas Abb. 6-8).
Abb. Schematische Darstellung des Pfortadersystems
Nehmen wir zunächst als Beispiel die Sauerstoffversorgung der
Niere. Wie Sie aus der vorstehenden Abbildung ersehen, fließt das
Blut im Körperkreislauf durch das Kapillargebiet der Niere und gibt hier
den Sauerstoff ab. Danach kehrt es zu Herz und Lunge zurück.
Das Blut, das zu den unpaaren Baucheingeweiden, und zwar dem Darm,
dem Magen, der Milz und der Bauchspeicheldrüse fließt, nimmt zunächst den
gleichen Weg durch ein Kapillargebiet in dem jeweiligen Organ und gibt
hier seinen Sauerstoff ab. Danach sammeln sich die Kapillaren zu Venolen,
die sich dann letztendlich zur Pfortader vereinigen. Die Pfortader tritt
in die Leber ein, spaltet sich hier wieder in kleine Gefäße auf und gibt
dann ihr Blut an die Lebersinusoide
(erweiterte Kapillaren) ab. Hier durchfließt das Blut wunderbarerweise
das zweite Kapillarsystem. Danach fließt es über die Lebervenen wieder
dem Körperkreislauf zu.
Im Pfortadersystem fließt somit sauerstoffarmes aber
nährstoffreiches Blut; nährstoffreich deshalb, weil im Darm und dem
Magen die Nährstoffe aufgenommen wurden.
Bitte beachten Sie, dass das Pfortadersystem kein eigenes
Kreislaufsystem ist, sondern vielmehr ein Zwischenstück , dass in den
Körperkreislauf eingeschlossen ist.
[42] (Leber)Sinusoide: Das lateinische Hauptwort sinus bedeutet bauschige Rundung, Hohlraum. Sinusoide sind Ausbreitungen in einem Organ, hier erweiterte Kapillaren in der Leber.